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Azulejos – blaue Fliesenkunst in Portugal

Die von Säulen getragenen Rundbögen gehören zum italienischen Renaissancestil wie die Beau-Arts-Architektur zu Frankreich. In Portugal sind die Azulejos ein prägendes, architektonisches Merkmal entlang diverser Häuserfassaden und Innenräume. Zwar steht das Wort azul sowohl im portugiesischen (wie spanischen) für die Farbe Blau, hat jedoch seine ursprüngliche Bedeutung aus dem Arabischen. Dort leitet sich der Begriff „al zuléija/al-zuleique“ ab für „(kleines) poliertes Steinchen“.

Kunst der Fliesenmalerei

Nirgendwo auf der Welt ist derart häufig die Kunst der Fliesenmalerei zu finden wie in Portugal. Sie hat nicht nur einen gestalterischen Zweck, sondern schützt gleichzeitig vor Feuchtigkeit und Hitze.

In Porto sind sie überall zu finden: an und in Kirchen, diversen Häuserfassaden, nicht nur in blau, sondern auch in Gelb, Rotbraun oder Grün. Ein touristischer Hotspot stellt ebenso der Bahnhof São Bento dar, der 1916 vom Architekten José Marques da Silva erbaut wurde. Rund 20.000 blaue Kacheln verzieren die Bahnhofshalle und erzählen die Geschichte der Stadt.

Wie einleitend erwähnt, entstammt die Kunst aus dem Arabischen. Über Spanien brachten die Mauren im Mittelalter die Fliesen, um damit Böden und Wände verzieren zu können. Im Verlauf der Geschichte kamen sie durch König Manuel I. nach Portugal, nachdem dieser seinen Palast mit 10.000 Azulejos schmücken lies und eine breite Beliebtheit in der (vor allem reichen) Bevölkerung fanden.

Früheste Formen der Wanddekoration

Früheste Formen der Wanddekoration mit den beliebten Fliesen sind Mosaike. In verschiedenen Farben werden diese zerbrochen und zu einem Mosaik kombiniert. Diese Technik wird auch heute noch in Marokko oder Algerien angewendet und findet sich wieder in Innenhöfen und Brunnen. Kunstvolle Schriftzüge kommen im 14. Jahrhundert auch vom arabischen Raum aus in Mode, indem ein Teil von der Glasur abgeritzt bzw. abgekratzt wird. Bei der Bemalung hingegen spricht man von der Majolika-Technik, mit der sich ganze Bildzyklen auf Fliesen darstellen lassen und für die Fertigstellung gebrannt werden.

Die ersten Azulejos bildeten ausschließlich Ornamente ab, erst später wurden geschichtsträchtige Bilder darauf dargestellt (z.B. auch in der Kathedrale „Sé do Porto“). Weitere Motivideen sind auf portugiesische Seefahrer zurückzuführen bzw. richteten sich stets an gegenwärtige Stilrichtungen, z.B. sehr oft mit Blumen ebenso wie religiöse Figuren und Fabelwesen.

Der Siebdruck ermöglichte es letztlich im 19. Jahrhundert, die Azulejos industriell anzufertigen, wodurch sie auch günstiger zu erhalten waren – und auch an Wohnhäuser und Fabrikgebäude angebracht werden konnten. Leider ist an ihnen auch der Verfall von Gebäuden zu beobachten, da es kein Konzept gibt, die Kunstwerke zu erhalten.[1][2]

[1] https://ceramic-stein.de/blogbeitrag/portugal-das-land-der-fliesen.html

[2] https://www.portugal360.de/kultur/traditionen/azulejos

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