Helsinki versiegelte Flächen Büro für Städtebau GmbH Chemnitz
Der notwendige Rückbau versiegelter Flächen in Städten: Impulse aus Kopenhagen, Stockholm, Oslo und Helsinki

In vielen europäischen Städten wird der Rückbau versiegelter Flächen zu einer immer dringlicheren Aufgabe. Die zunehmende Flächenversiegelung trägt zu Problemen wie Überflutungen, städtischer Überhitzung und dem Verlust von Biodiversität bei. Skandinavische Städte wie Kopenhagen, Stockholm, Oslo und Helsinki gehen mit innovativen Maßnahmen voran, um die Auswirkungen der Versiegelung zu reduzieren und lebenswerte urbane Räume zu schaffen.

Warum ist der Rückbau versiegelter Flächen notwendig?

Die Versiegelung von Flächen durch Asphalt, Beton oder Pflastersteine verhindert, dass Regenwasser versickern kann. Dies führt zu überlasteten Kanalisationen und erhöht das Hochwasserrisiko. Gleichzeitig verstärken versiegelte Oberflächen den städtischen Wärmeinseleffekt, da sie Sonnenwärme speichern und abgeben. Zudem führt die Bodenversiegelung zum Verlust wertvoller ökologischer Funktionen, die für eine nachhaltige Stadtentwicklung essenziell sind.

Vorreiter in Skandinavien: Erfolgreiche Maßnahmen im Überblick
Kopenhagen: Blau-grüne Infrastruktur als Schlüssel

Kopenhagen setzt auf eine Kombination aus grünen Dächern, Regenwassergärten und entsiegelten Flächen, um Wasser besser zu managen und das Stadtklima zu verbessern. Besonders beeindruckend ist das „Cloudburst Management Program“, das Regenwassermanagement mit der Neugestaltung öffentlicher Räume kombiniert. Straßen werden durchlässiger gestaltet, sodass Wasser gezielt abfließen kann, anstatt in der Kanalisation zu landen.

Das Cloudburst Management Program in Kopenhagen ist ein umfassender Plan zur Bewältigung von Starkregenereignissen („Cloudbursts“). Es wurde nach extremen Regenfällen im Jahr 2011 entwickelt, bei denen große Teile der Stadt überflutet wurden. Das Programm kombiniert verschiedene Maßnahmen, um Wasser effizient abzuleiten und Schäden zu minimieren.

Stockholm: Schwammstadt-Prinzip zur Wasserrückhaltung

Stockholm verfolgt das Konzept der „Schwammstadt“, das darauf abzielt, Wasser lokal zu speichern und in den Boden einzuleiten. Große Pflanzbeete, begrünte Plätze und wasserdurchlässige Materialien sorgen dafür, dass Regenwasser nicht ungenutzt abfließt, sondern wieder in den natürlichen Wasserkreislauf integriert wird. Durch den Umbau versiegelter Parkplätze und Plätze in begrünte Flächen verbessert sich das Mikroklima der Stadt erheblich.

Oslo: Straßenrückbau und begrünte Korridore

Oslo geht noch einen Schritt weiter und setzt auf den gezielten Rückbau von Straßen und Parkflächen. Ein Beispiel ist das „Car-Free Livability Program“, das Parkplätze in Aufenthaltsflächen umwandelt und Straßen in begrünte Korridore verwandelt. Das fördert nicht nur die Versickerung von Regenwasser, sondern verbessert auch die Luftqualität und schafft mehr Raum für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen.

Das Car-Free Livability Program in Oslo ist ein innovatives Stadtentwicklungsprogramm, das darauf abzielt, den Autoverkehr in der Innenstadt drastisch zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu verbessern. Die norwegische Hauptstadt startete das Programm 2017 mit dem Ziel, eine menschenfreundlichere, sicherere und nachhaltigere Stadt zu schaffen. Oslo hat mit diesem Programm weltweit Aufmerksamkeit erregt und dient als Vorbild für viele Städte, die eine nachhaltige, lebenswerte und zukunftsorientierte Stadtgestaltung anstreben.

Helsinki: Multifunktionale Freiräume für eine klimaresiliente Stadt

Helsinki integriert klimafreundliche Konzepte in seine Stadtplanung, indem es Plätze, Höfe und Straßen neu gestaltet. Entsiegelte Flächen werden oft als multifunktionale Räume konzipiert – sie dienen als Erholungsflächen, Wasserauffanggebiete und Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Zudem wird bei Neubauprojekten konsequent auf versickerungsfähige Materialien gesetzt.

Welche Maßnahmen sind denkbar?

Die skandinavischen Beispiele zeigen, dass ein nachhaltiger Rückbau versiegelter Flächen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch städtebaulich wertvoll ist. Folgende Maßnahmen sind für eine erfolgreiche Umsetzung besonders wichtig:

  1. Einsatz durchlässiger Materialien: Pflastersteine mit Fugen, begrünte Dächer und wasserdurchlässige Beläge sollten Standard werden.
  2. Umwandlung versiegelter Flächen in grüne Zonen: Parkplatzflächen, ungenutzte Straßen oder versiegelte Plätze können in Grünflächen, Parks oder Regenwassergärten umgestaltet werden.
  3. Förderung von Schwammstadt-Prinzipien: Städte sollten vermehrt auf dezentrale Wasserrückhaltung setzen, um Überflutungen zu vermeiden und Grundwasserressourcen zu schonen.
  4. Integration von Blau-grüner Infrastruktur: Die Verknüpfung von Wasser- und Grünflächen in der Stadtplanung schafft klimaresiliente, lebenswerte Städte.
  5. Bürgerbeteiligung und Anreize für private Eigentümer:innen: Städte sollten Anreize für die Begrünung privater Grundstücke schaffen und Anwohner:innen in Umgestaltungsprojekte einbeziehen.
Fazit: Mehr Lebensqualität durch gezielte Entsiegelung

Der Rückbau versiegelter Flächen ist eine der dringendsten Herausforderungen für die Städte der Zukunft. Skandinavische Metropolen machen vor, wie innovative Konzepte Städte klimaresilienter, lebenswerter und nachhaltiger gestalten können. Mit einer Mischung aus intelligenter Stadtplanung, technologischen Innovationen und Bürgerbeteiligung können auch andere Städte diesen erfolgreichen Beispielen folgen und die Natur zurück in die Stadt holen.

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