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Das Gründerzeitviertel auf dem Chemnitzer Kaßberg

39 Stadteile zählt die Stadt Chemnitz. Einer davon ist der Chemnitzer Kaßberg. Das Gründerzeitviertel liegt südöstlich des Chemnitzer Stadtzentrums und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Mit dem wachsenden Wohlstand und dem Aufstieg der Industrie erlebte die Stadt einen kulturellen und architektonischen Aufschwung. Die wohlhabenden Bewohner:innen entschieden sich für prächtige Gründerzeit- und Jugendstilhäuser als Ausdruck ihres Status und Geschmacks. Die prachtvollen Fassaden der Häuser mit ihren kunstvoll verzierten Ornamenten, Erkern und Veranden erzählen Geschichten aus vergangenen Zeiten. Die eleganten Jugendstilformen spiegeln die künstlerische Blütezeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wider und verleihen dem Viertel eine einzigartige Ästhetik.

Die Bombardierung von Chemnitz Ende des Zweiten Weltkrieges riss auch große Lücken in den Häuserbestand des Gründerzeitviertels. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die Bestandslücken zu einem großen Teil durch neue Wohnbebauungen geschlossen. Nachverdichtungen sowie das Schließen vorhandener Baulücken erfolgen Schritt für Schritt noch bis heute und ergänzen den Gründerzeitstil mit der Architektur der Neuzeit.

Heute ist der Kaßberg das größte zusammenhängende Gründerzeitviertel mit Jugendstilelementen in Chemnitz und steht als Gesamtanlage seit 1991 unter Denkmalschutz.

Für das „Neue Bauen“ galt der Helenenhof auf dem Kaßberg in den 1920er Jahren als wegweisend. Die Wohnanlage wurde nach Plänen von Willi Jänicken und Gotthold Puschmann 1926/1927 erbaut.

Berühmte Chemnitzer Persönlichkeiten

Berühmte Persönlichkeiten, wie die Schriftsteller Stefan Heym – alias Helmut Flieg (1913 – 2001) und Stephan Hermlin – alias Rudolf Leder (1915 – 1997), die Designerin, Fotografin, Malerin und Bildhauerin Marianne Brandt (1893 – 1983), der Hörfunk- und Fernsehjournalist Peter von Zahn (1913 – 2001), der Maler, Fotograf, Verleger, Kunstbuch- und Romanautor, Filmemacher und Sammler Lothar-Günther Buchheim (1918 – 2007), die Schauspieler Bruni Löbel (1920 – 2006) und Michael Degen (1928 – 2022) wuchsen auf dem Chemnitzer Kaßberg auf oder lebten eine Zeitlang auf dem Chemnitzer Kaßberg.

Die Chemnitzer Synagoge, erbaut von 1897 bis 1899, befand sich auf dem Chemnitzer Kaßberg am Stephansplatz. Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 verwüstet, in Brand gesteckt, an den Folgetagen gesprengt und abgerissen. Eine Gedenkstele erinnert.

1875 entstand auf dem Chemnitzer Kaßberg ein großer Gebäudekomplex, der neben einer Haftanstalt das Amts- und Landgericht beherbergte. Zu DDR-Zeiten das Kaßberg-Gefängnis mit dem viele schicksalhafte Lebensgeschichten verknüpft sind. Heute ein Lern- und Gedenkort.

Der Kaßberg-Kiez heute

Der Kaßberg-Kiez ist ein lebendiges und umtriebiges Stadtviertel mit kleinen Geschäften, Cafés, (Musik)-Kneipen und Restaurants, begrünten Plätzen bzw. kleinen Parks sowie einem für das städtische Mikroklima so wichtigen, in großen Teilen erhaltenen Straßenbaumbestandes. „100 Meter Sommer“ + „100 Meter Weihnachtsmarkt“, ein Stadtteilfest von Anwohner:innen und Gewerbetreibenden organisiert, war eines der Mikroprojekte „Chemnitz 2025“ aus der zweiten Runde. Bereits zum vierten Mal fand im August 2023 das Festival „Pus(c)hen“ statt. Entstanden vor knapp vier Jahren mit der Idee einer Parkbühne auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz, bewarben sich die beiden Organisator:innen beim Wettbewerb „Nimm Platz“ im Rahmen der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 und erhielten den Förderzuschlag.

Der Chemnitzer Kaßberg ist mit seinen rund 18.000 Einwohner:innen der bevölkerungsreichste Stadtteil und zugleich der Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte. (Quelle: Chemnitz in Zahlen, abgerufen am 30.08.2023)

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